Körper und Seele

Körper und Seele“ behandelt eine Liebesgeschichte, mit einem Hang ins Mystische. Bei der Premiere auf der Berlinale 2017 existierte noch ein anderer Titel, „On Body and Soul“. Ganz geheimnisvoll sind die ersten Klänge des Films zu hören: Glockenklänge vor einer schwarzen Leinwand. Nicht nur Realität spielt mit, sondern auch das Schicksal und die Seelenverwandtschaft.

Körper und Seele
Dauer: 115 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Ildikó Enyedi
Produzenten: Ernö Mesterházy, András Muhi, Mónika Mécs
Hauptdarsteller: Alexandra Borbély, Géza Morcsányi, Zoltán Schneider
Nebendarsteller: Ervin Nagy, Réka Tenki
Studio: Inforg-M&M Film Kft.
Sprachen: Deutsch, English

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Das Melodrama erzählt von zwei Außenseitern, die sich begegnen. Auf der Berlinale erreichte die Regisseurin eine Auszeichnung – den Goldenen Bären. Es ging weiter mit dem FIPRESCI-Preis, dem Leserpreis der Berliner Morgenpost und dem Preis der Ökumenischen Jury. Danach folgten noch weiter sieben Auszeichnungen und sieben Nominierungen.

Besetzung, Regie und Drehorte

Die ungarische Regisseurin, Ildikó Enyedi, erstellte mit „Körper und Seele“ ein Melodrama über eine Länge von 116 Minuten. Sie selbst sorgte für die Entstehung des Drehbuches. Ganz am Anfang setzte Enyedi die Tierwelt in Szene. Gezeigt werden zwei Wildtiere, die entspannt ihren Freiraum genießen. Im Gegensatz dazu die domestizierte Tierwelt, die sich zwischen Metallgitter drängt und nach den Menschen ausrichtet. Erst später wird klar, dass diese Darstellung Absicht ist. Diese Hirsche leben nur in der Traumwelt. Die Produktion wurde von Monika Mécs, Ernő Mesterházy und András Muhi übernommen. Als Ergebnis existiert ein Film mit einer Altersfreigabe ab dem 12. Lebensjahr.

Die Kameraführung findet durch Máté Herbai statt und zeigt: Alexandra Borbély als Mária auf der Leinwand. Géza Morcsányi belebt den Charakter Endre. Réka Tenki erscheint als Klára im Film. Zoltán Schneider schlüpft in die Rolle von Jenő und Ervin Nagy in Sándor. Dazu kommen noch folgende Darsteller: Itala Békés (Zsóka), Éva Bata (Jutka, Frau von Jenős), Pál Mácsai (Detektiv), Zsuzsa Járó (Zsusza), Nóra Rainer-Micsinyei (Sári) und Tamás Jordán (Marias Therapeut).

Handlung & Inhalt vom Film „Körper und Seele“

Mária ist die neu eingestellte Qualitätskontrolleurin eines Schlachthofs in Budapest. Damit trifft sie die Entscheidung, das Fleisch als B-Ware einzustufen, obwohl die Angestellten es als erstklassig ansehen. Finanzdirektor Endre stellt die junge Dame zur Rede. Das Rindfleisch würde rund zwei bis drei Millimeter mehr Fett besitzen. Endre ist ein alter Mann mit körperlichen Handicaps. Seit Jahren kapselt er sich in seinem Büro ab.

Der Schlachtbetrieb kommt in die Schlagzeilen: Es ist ein Potenzmittel für Rinderbullen abhandengekommen. Dies taucht bei einem 50-jährigen Abituriententreffen wieder auf. Dort kam es für eine Sexorgie zum Einsatz. Eine Psychologin wird bei den Ermittlungen zurate gezogen. Mithilfe des standardisierten Fragenkatalogs wird das Sexualverhalten der Angestellten untersucht. Von Mária möchte die Psychologin wissen, wovon sie geträumt hat. Kurioserweise gleichen ihre Erzählungen und die von Endre wie Faust aufs Auge. Verärgert darüber, weil sie denkt, aufgezogen worden zu sein, bestellt die Psychologin beide gemeinsam wieder ein. Dabei wirft sie ihnen vor sich abgesprochen zu haben. Das bestreiten sie allerdings.

Die Neugier der beiden Menschen ist geweckt. Mária kauft sich ein Handy und beiden telefonieren jeden Abend miteinander, bevor sie ins Bett gehen. Allerdings zusammen in einem Zimmer einschlafen, gelingt ihnen nicht. Zusammen spielen sie Karten. Dabei stellt er fest, dass sie ein phänomenales Gedächtnis besitzt. Nach einiger Zeit möchte Endre ihr beschwichtigend die Hand auf den Arm legen, da zuckt sie heftig zusammen und erstarrt.

In den nächsten Tagen weichen die zwei Mitarbeiter sich aus. Endre fällt zurück in seinen alten Trott. Alleine in seiner Miniwohnung und eine Nacht mit seiner alten Geliebten. Mária versucht alles, um sich ihrer kleinen Probleme zu entledigen. Da geht es um die Angst vor Berührungen und der Unerfahrenheit in der Liebe. Dazu nutzt sie einen Therapeuten aus der Kindheit. Sie sucht nach einer alten Lieblings-CD, schaut Pornos, beobachtet Paare im Park, legt ihre Hände auf Schlachtrinder und geht mit dem Stofftier ins Bett. Kurze Zeit später vermutet sie, für die Intimität mit Endre gewappnet zu sein. Bei der Essensausgabe fragt sie ihn, ob sie eine Nacht zusammen verbringen könnten. Endre hingegen lehnt ab und lässt eine geschockte Mária zurück.

Abends schneidet sie sich eine Pulsader auf. Doch nun klingelt ihr Handy. Nur Endre weiß ihre Nummer. Er gesteht ihr seine Liebe und nach dem Anlegen des Verbandes läuft sie zu ihm. Sie ist bereit für den Liebesakt, danach schlafen beide erschöpft nebeneinander ein. Morgens fragt Mária erstaunt: „Was haben wir eigentlich letzte Nacht geträumt?“

Fazit & Kritiken zum Film „Körper und Seele“

Der Film „Körper und Seele“ ist ein bildschönes, feinfühliges und mit viel leisem Humor durchzogenes Drama. Die langsame Erzählweise ist ausschlaggebend. Fast komplett wurde, von der Regisseurin, auf Dramatik verzichtet. Genau deswegen verlangt der Film etwas Geduld und Einfühlungsvermögen vom Zuschauer. Wären die beiden tollen Hauptdarsteller nicht gewesen, wäre „Körper und Seele“ kläglich gescheitert. Ganz einfühlsam vermitteln Alexandra Borbély und Géza Morcsányi, durch das zurückhaltende Spiel, die Schüchternheit und die Verletzlichkeit, die tollen Charaktere. Dazu gehört auch die Schwierigkeit sich einem anderen Menschen zu öffnen. Selbst zur modernen Welt bilden die Rollen wunderbare Gegenpole. Gestik und Mimik sind auf minimale Gesten, zum Beispiel leicht lachende Augen, reduziert. So werden starken Gefühlen Ausdruck verliehen.

Die Verfilmung ist Enyedis fünfte Filmproduktion. Als Training für den Erfolg galt, nach eigenen Angaben, ihre eigene Kindheit. Nebenbei bemerkte sie, dass alle Menschen in Mitteleuropa einiges an Grausamkeiten erleben, die wir gar nicht hätten sehen wollen. Diese Probleme sollten ein wenig in „Körper und Seele“ aufgegriffen werden.

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